An der Romantischen Straße in Mittelfranken gelegen, ist Rothenburg ob der Tauber eine dieser süßen alten Städte, die auf den ersten Blick nicht ganz echt wirken.
Wer die Stadt betritt, passiert ein Wehrsystem aus mehr als 40 Türmen, die noch genauso aussehen wie vor 400 Jahren, als der König von Schweden und der Graf von Tilly in der Stadt weilten.
Sie bewachen eine idyllische Stadt aus plüschigen Patrizierhäusern und Fachwerkbauten mit Türmchen, hölzernen Erkern, roten Dachziegeln und blühenden Blumenkästen.
In seiner Glanzzeit war Rothenburg eine Freie Reichsstadt, die nur dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches verpflichtet war und zu den zehn größten Städten des Reiches gehörte.
Das prächtige Renaissance-Rathaus am Marktplatz zeugt von der Macht Rothenburgs in dieser Zeit.
Lassen Sie uns die besten Dinge erkunden, die man in Rothenburg ob der Tauber tun kann:
Stadtmauer
Als Freie Reichsstadt stand für Rothenburg im Mittelalter die Verteidigung im Vordergrund.
Die Stadt hat ihre 46 Wehrtürme und vier Kilometer gedeckte Stadtmauer erhalten, die restauriert und mit Informationstafeln versehen wurden.
Auf einem zweistündigen Themenweg, dem Rothenburger Turmweg, kann man sich über die technischen Details der verschiedenen Tore und Türme sowie über die Ereignisse der letzten 800 Jahre informieren.
Vielleicht halten Sie alle paar Schritte inne, um den Blick über die roten Dächer der Stadt und das Taubertal schweifen zu lassen.
Der Turmweg ist außerdem mit sechs weiteren Themenwegen in der Stadt und in den Weinbergen rund um Rothenburg verbunden, so dass Sie sich von Ihrer Neugierde leiten lassen können.
Rathaus
Rothenburgs Rathaus ist in zwei Teile gegliedert: Am Marktplatz steht das 1578 fertiggestellte Hauptgebäude im Renaissancestil mit einer barocken Arkade am Sockel, einem dreigeschossigen Erker an der Ecke und einem gewundenen Treppenturm über der Arkade.
Sie sehen hier einen der besten Ausdrucksformen der Renaissancearchitektur im deutschsprachigen Raum.
Es wurde anstelle des Ostflügels des ursprünglichen gotischen Rathauses aus dem 13. Jahrhundert errichtet, das 1501 abbrannte.Der weiße Westflügel ist noch erhalten und trägt an seinem Dreiecksgiebel das Reichs- und Stadtwappen.
Im Sommer kann man täglich und im Winter an den Wochenenden für ein paar Euro den Wachturm besteigen und über die Dächer Rothenburgs blicken.
Marktplatz
Man bräuchte einen ganzen Artikel, um die vielen epochalen Ereignisse aufzuzählen, die sich auf dem Platz neben dem Rathaus zugetragen haben.
Im Jahr 1474 wurde genau an dieser Stelle das Territorium Holsteins durch den römischen Kaiser Friedrich III. an König Christian von Dänemark verliehen. Eine andere Geschichte, die wahr sein mag oder auch nicht, stammt aus dem Dreißigjährigen Krieg: Georg Nusch, der Bürgermeister der Stadt, soll den römischen Feldherrn, den Grafen von Tilly, durch das Trinken eines 3,25 Liter fassenden Weinkruges zur Verschonung der Stadt überredet haben.
Dieser Moment wird von den Automaten in der Ratstrinkstube auf der Nordseite des Platzes zu jeder vollen Stunde zwischen 10:00 und 22:00 Uhr nachgespielt. Ein Jahr später, 1632, übernachtete der gegnerische Feldherr Gustavus Adolphus im Rathaus, als er mit seiner Armee durch Rothenburg zog.
Burggarten
Auf dieser Tauberschleife stand die Burg der Staufer, deren Steine nach einem Erdbeben im Jahr 1356 für die Mauern Rothenburgs wiederverwendet wurden.
Bleibt nur noch die Blasiuskapelle, die aus dem großen Saal der Burg umgebaut wurde und eine Gedenkstätte für die Opfer der beiden Weltkriege beherbergt.
Unterhalb der Terrasse breitet sich links das Taubertal aus und man blickt zurück auf die südlichen Stadtteile.
Und in der Mitte befindet sich ein formaler Garten aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit acht Sandsteinskulpturen für die vier Jahreszeiten und die vier Elemente.
Am Ende des Gartens, am gegenüberliegenden Ufer, befindet sich der seltsame Umriss des Topplerschlößchens, eines Wehrturms, auf dessen Spitze ein Wohnhaus steht.
Plönlein
Wenn es ein Bild gibt, das Rothenburg auf den Punkt bringt, dann ist es diese Straßengabelung in der Unteren Schmiedgasse.
Südlich gesehen teilt sich die Straße in eine obere und eine untere Gasse, beide ummauert von Fachwerk- und Steinhäusern.
Von der Gabelung aus kann man zwei Tore aus dem 13. Jahrhundert sehen: Der Siebersturm befindet sich auf der oberen Ebene, während rechts, am Ende einer Kurve, der Kobolzellerturm steht, der den Blick auf das Taubertal freigibt.
In der Mitte der Gabelung steht das schönste Gebäude des Ensembles, ein schmales Fachwerkhaus mit spitzem Giebel und einem kleinen Brunnen davor.
Jakobskirche
Die gotische Hauptkirche der Stadt wurde 1485 eingeweiht und brauchte mehr als 170 Jahre, um fertiggestellt zu werden.
Ihre beiden Türme werden von mit Kronen geschmückten Spitzen gekrönt.
Nehmen Sie sich Zeit für die hohen, schmalen Fenster im Ostchor, die aus dem 14. Jahrhundert stammen und Szenen aus der Passion und dem Leben Mariens zeigen.
Aber bevor Sie irgendetwas tun, müssen Sie zur Westempore gehen, auf der sich das phänomenale Heilig-Blut-Altarbild von Tilman Riemenschneider befindet.
Er schnitzte es in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts und es gilt als eines seiner größten Werke.
Die zentrale Tafel stellt das letzte Abendmahl dar und wird von ineinander verwobenen pflanzlichen Motiven mit unglaublicher Kunstfertigkeit eingerahmt.
Die Dekoration des Altaraufsatzes umschließt ein Reliquienkreuz aus dem Jahr 1270.
Mittelalterliches Kriminalitäts- und Justizmuseum
In der historischen Komturei des Johanniterordens befindet sich ein oft grausiges Museum, das 1.000 Jahre Kriminalität und ihre Folgen zeigt.
Ein besonderes Interesse gilt den Prozessen des Mittelalters und der Renaissance, den Foltermethoden und der Bestrafung.
Und obwohl diese verschiedenen Instrumente eine morbide Faszination ausüben, gibt es im zweiten Stock auch viele aufschlussreiche Details über religiöse Inquisitionen und die Geschichte der Polizei und der Gerichte.
Diese Exponate greifen auf juristische Handschriften, eine Siegelsammlung und alte Drucke mit Prozessdarstellungen zurück.
Im ersten Stock befindet sich eine echte eiserne Jungfrau, daneben Pranger und eine beängstigende Anzahl von Vorrichtungen, die speziell für Frauen angefertigt wurden, wie z.B. Spitzmausfiedeln und Schimpfzäume.
Außen befindet sich ein echter „Kuckuckshocker“, ebenfalls für widerspenstige Frauen und unehrliche Handwerker.
Georgsbrunnen
Eine weitere Sehenswürdigkeit auf dem Marktplatz ist ein Brunnen, der seit 1446 hier steht. Das Denkmal befindet sich zwischen dem Rathaus und dem Fleisch- und Tanzhaus, einem besonderen Fachwerkhaus, das über dem 1240 abgebrannten Rathausflügel errichtet wurde. Der Brunnen wurde über einem acht Meter tiefen Brunnen mit einem Fassungsvermögen von 100.000 Litern errichtet.
In der Mitte steht eine Renaissancesäule aus dem 16. Jahrhundert mit einer Skulptur des Heiligen Georgs und des Drachen an der Spitze.
Rödertor
Eine lohnende Station auf dem Mauerweg ist dieses Tor mit eigener Verteidigungsanlage am südöstlichen Eingang zur Altstadt.
In friedlichen Zeiten wurde der Reisende von den beiden Zollhütten mit Spitzdächern begrüßt.
Danach führt ein Weg in die Fachwerkvorburg, die als Lager und Stallungen genutzt wurde.
Von dort aus gelangt man über den Wassergraben zum Hauptturm, dem ältesten Teil der Anlage aus dem frühen 13. Jahrhundert.
Dieser Turm diente im Mittelalter auch als Signalanlage und ist neben dem Rathaus einer von nur zwei Türmen in Rothenburg, die man besteigen kann.
Der Eintritt beträgt 1,50 € und der Turm ist am Wochenende nachmittags geöffnet.
Schmiedgasse
Die Schmiedgasse führt vom Marktplatz den sanften Hügel hinunter und wird von Restaurants, Cafés und einladenden kleinen Geschäften in historischen Häusern durchzogen.
Ein solches Haus ist das Baumeisterhaus Nr. 3 aus dem Jahr 1596, benannt nach Leonhard Weidmann, der auch für das Rathaus verantwortlich ist.
Zwischen den Pfostenfenstern im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich 14 Karyatiden für die sieben Todsünden und die sieben Tugenden.
Zur Schmiedgasse gibt es auch eine recht düstere Geschichte: 1525, während des Deutschen Bauernkriegs, ließ Casimir, Markgraf von Brandenburg-Bayreuth, 17 lokale Rädelsführer auf dem Marktplatz köpfen.
Ihre Leichen wurden einen Tag lang auf dem Platz liegen gelassen, und ihr Blut soll wie ein Strom die Schmiedgasse hinuntergeflossen sein.
Kaiserliches Stadtmuseum
Dieses historische Museum ist im Rothenburger Dominikanerkloster aus dem 13. Jahrhundert untergebracht.
Der gotische Kreuzgang ist noch erhalten, ebenso die Klosterküche, die zu den ältesten in Deutschland zählt.
In den Galerien ist eine große Sammlung von Waffen und Rüstungen zu sehen, aber auch Gegenstände, die ein Gefühl für den Alltag in Rothenburg vermitteln, wie Kleidung, Münzen und jüdischer liturgischer Schmuck.
Sie erinnern sich vielleicht an Georg Nusch und seine Trinkwette, die angeblich die Stadt rettete; nun, sein Krug ist die Ausstellung.
Außerdem gibt es wertvolle spätgotische Skulpturen aus Kirchen und Klöstern der Stadt sowie die Rothenburger Passion, 12 Altartafeln aus dem Jahr 1494.
Gerlachschmiede
Nachdem man das Rödertor unterquert hat, steht man vor diesem urigen alten Haus, das 1469 in der Wenggasse errichtet wurde. Die Gerlachschmiede ist eine alte Schmiede mit einem hübschen Dreiecksgiebel auf einem von Holzbalken getragenen Vorbau.
Dieses Gebäude war eines von vielen im südöstlichen Teil Rothenburgs, das bei einem Bombenangriff im März 1945 verloren ging, aber bis 1948 originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Bis 1967 arbeitete hier ein Hufschmied, der Hufeisen herstellte. Auf dem Straßenschild sind Hammer und Zange der Schlosser- und Schmiedezunft zu sehen, während das auffällige Wappen am Giebel ein neuer Entwurf von 1950 ist.
Tauberbrücke
Unterhalb der Westflanke Rothenburgs bietet sich ein Bild wie aus einem romantischen Landschaftsgemälde.
Die Tauberbrücke ist eine zweistöckige Bogenbrücke, die 123 Meter lang über die grünen Wiesen und Reben des Taubertals führt.
Ihre Geschichte reicht bis ins Jahr 1330 zurück und lag an einem Handelsweg zwischen den Städten Augsburg und Würzburg.
Die großen Jahre in der Geschichte der Brücke sind 1791, als die obere Ebene einstürzte und wieder aufgebaut werden musste, und 1945, als die deutsche Armee sie abriss, um sie 1956 vollständig wieder aufzubauen.
Staudthof
In der noblen Herrngasse findet man das älteste Patrizierhaus der Stadt.
Der Staudthof, benannt nach der Familie von Staudt, Besitzer seit 1697, hat eine relativ schlichte Fassade zur Straßenseite hin.
Aber sobald man die Schwelle überschreitet, wird die Pracht des Anwesens deutlich.
Der Staudthof stammt aus dem 12. Jahrhundert, war also schon vor der Stadtmauer Rothenburgs mit einer eigenen Wehrmauer ausgestattet.
Diese umfasst einen 120 Meter langen Hof, der von einer Scheune und Ställen umgeben ist und in dessen Mitte sich ein schöner Garten mit zwei Eiben befindet, die seit 1678 wachsen. Das alles gibt einen perfekten Einblick in die Lebensweise des alten Rothenburger Patriziats, das sein Geld nicht durch Handel, sondern durch Landbesitz verdiente.
Über die Website des Anwesens können Sie Kontakt aufnehmen und eine Besichtigung anfragen.
Reiterlesmarkt
Deutschland ist in der Weihnachtszeit ein besonderes Pflaster, wenn in jeder Innenstadt Märkte auftauchen.
Das gilt auch für Rothenburg, aber der Markt hat mit seiner Kulisse aus Giebelhäusern auf dem Marktplatz und seinen Verbindungsstraßen etwas Disneyhaftes an sich.
Und wenn man das Glück hat, bei Schneefall hier zu sein, sieht die Stadt aus wie eine lebendige Weihnachtskarte.
Der Markt, der vom 1. bis zum 23. Dezember geöffnet ist, lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen und hat einige eigene Traditionen.
Eine davon ist das namensgebende Reiterle, ein legendärer germanischer Reiter, der ursprünglich dafür bekannt war, die Seelen der Toten einzusammeln.
Wenn das ein bisschen gruselig klingt, ist die gute Nachricht, dass das heutige Reitlerle nur ein fröhlicher Bote ist, der jedes Jahr den Markt eröffnet.