Das Stakeholder-Modell der Unternehmensführung

Ein Modell der Unternehmensführung bezieht sich darauf, wie Unternehmen den Zweck von Unternehmen in der Gesellschaft definieren. Die Shareholder-Theorie der Corporate Governance hat sich über lange Zeit gehalten, aber die Gedanken über dieses Modell beginnen sich zu entwickeln. In einigen Bereichen bevorzugen Unternehmensführer eine Stakeholder-Theorie der Unternehmensführung. Es gibt Unterschiede in der Sichtweise von Männern und Frauen auf die Stakeholder-Theorie der Unternehmensführung.

Stakeholder-Modell der Unternehmensführung

Die Stakeholder-Theorie der Unternehmensführung konzentriert sich auf die Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit auf alle Stakeholder des Unternehmens, im Gegensatz zur Konzentration auf die Auswirkungen des Unternehmens auf die Aktionäre. Die Stakeholder-Theorie geht davon aus, dass Unternehmen sich bemühen, Konflikte zwischen den Stakeholdern zu entschärfen oder zu reduzieren. Die Theorie berücksichtigt auch die Interessen Dritter, die in gewissem Maße von dem Unternehmen abhängig sind.

Stakeholder, die unter diese Theorie fallen, können interne Stakeholder sein, wie z.B. Unternehmensleiter, Manager und Mitarbeiter. Es kann sich auch um externe Stakeholder wie Gläubiger, Lieferanten, Wirtschaftsprüfer, Kunden, die Gemeinschaft und staatliche Stellen handeln. Auch wenn die Stakeholder nicht direkt am Prozess beteiligt sind, haben sie doch Einfluss darauf, wie das Unternehmen arbeitet. Alle Stakeholder engagieren sich auf irgendeiner Ebene für das Unternehmen und gehen davon aus, dass das Unternehmen auf irgendeiner Ebene etwas leistet, sei es in Form eines Gehaltsschecks, einer Dividende, eines Bonus, zusätzlicher Aufträge, von Steuereinnahmen oder eines Arbeitsplatzes.

Die Sicht der Verwaltungsratsmitglieder auf die Stakeholder-Theorie der Unternehmensführung

Viele Verwaltungsratsmitglieder sind von der Idee der Stakeholder-Theorie nicht ganz überzeugt. Im August 2019 diskutierten über 200 Vorstandsvorsitzende am Business Roundtable über das Thema. Die Diskussionen führten zu einer Verschiebung ihrer Definition des Zwecks von Unternehmen in der Gesellschaft. Die Führungskräfte erklärten, dass Unternehmen nicht nur die Interessen der Aktionäre vertreten sollten, sondern ein breiteres Stakeholder-Modell in Betracht ziehen sollten, das die Interessen der Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und der Gemeinschaften, in denen sie tätig sind, einbezieht.

Viele Führungskräfte aus einigen der größten Unternehmen in den Vereinigten Staaten erklärten beim Roundtable, dass sie dem Stakeholder-Modell der Unternehmensführung zustimmen, aber die Vorstandsmitglieder waren gemischter. Nur 58 % der Verwaltungsratsmitglieder waren der Meinung, dass Unternehmen die Stakeholder und nicht die Aktionäre berücksichtigen sollten. In Bezug auf die Frage, ob Unternehmen einen sozialen Zweck verfolgen sollten, stimmten die meisten Verwaltungsratsmitglieder dem zu. Sie sind auch der Meinung, dass ein sozialer Zweck und die Rentabilität des Unternehmens sich nicht unbedingt gegenseitig ausschließen. Während Verwaltungsratsmitglieder und Führungskräfte eher gegensätzliche Ansichten vertreten, sind Männer und Frauen auch nicht so sehr auf derselben Seite.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Stakeholder-Theorie der Unternehmensführung

Frauen in den Verwaltungsräten neigen dazu, das Stakeholder-Modell der Unternehmensführung zu bevorzugen, wobei 71 % der Verwaltungsratsmitglieder das Stakeholder-Modell befürworten, verglichen mit nur 54 % der männlichen Verwaltungsratsmitglieder.

Männer und Frauen im Vorstand unterscheiden sich in ihrer Auffassung darüber, wie viel Aufmerksamkeit der Vorstand sozialen Fragen wie Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen und der sozialen Verantwortung der Unternehmen schenken sollte. Etwa 52 % der Männer sind der Meinung, dass die Investoren sozialen Fragen zu viel Gewicht beimessen, und nur 26 % der weiblichen Verwaltungsratsmitglieder sind der Meinung, dass sozialen Fragen genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wenn der Druck, die Zahl der Frauen in den Vorständen zu erhöhen, anhält, könnte dies dazu führen, dass Frauen die Vorstände dazu ermutigen, sozialen Fragen mehr Zeit auf ihrer Tagesordnung zu widmen.

Weitere bemerkenswerte Statistiken zeigten:

  • 56 % der Männer sagten, dass Aktionäre Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen zu viel Aufmerksamkeit schenken, während nur 29 % der Frauen das Gleiche dachten.
  • 94 % der Frauen wünschen sich, dass Unternehmen mehr tun, um die Vielfalt der Geschlechter und Rassen am Arbeitsplatz zu fördern, verglichen mit 81 % der Männer.
  • 71 % der Frauen wünschten sich, dass Unternehmen einer größeren Gruppe von Stakeholdern Vorrang einräumen, während nur 54 % der Männer dieser Ansicht zustimmten.
  • 62 % der Frauen legten mehr Wert darauf, dass Umwelt- und Nachhaltigkeitsexperten in den Vorständen vertreten sind, während nur 47 % der Männer diese Meinung teilten.

Frauen sehen auch eher die finanziellen Auswirkungen von ESG-Themen auf das Unternehmen. Frauen sind auch eher der Meinung, dass die Offenlegung von ESG-Themen eine Priorität für das Management sein sollte. Die Ergebnisse dieser Umfragen deuten darauf hin, dass diese Themen von der Unternehmensleitung und den Aufsichtsräten eher ernst genommen werden, da sie von Frauen stärker beachtet werden. Die unterschiedlichen Perspektiven von Männern und Frauen könnten bedeuten, dass Vorstände, die ein besseres Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen haben, ihre Herangehensweise an ESG-Themen in der Vorstandsetage ändern könnten.

Hier ein Auszug aus der geschlechtsspezifischen Kluft bei ESG-Themen:

  • 62 % der Frauen gaben an, dass ESG-Themen für die Aktionäre des Unternehmens wichtig sind, verglichen mit nur 48 % der Männer.
  • 62 % der Frauen gaben außerdem an, dass ESG-Themen ihrer Meinung nach finanzielle Auswirkungen auf die Leistung des Unternehmens haben, verglichen mit nur 45 % der Männer.
  • 46 % der Frauen sind der Meinung, dass die Unternehmensleitung die Bemühungen des Unternehmens in Bezug auf ESG-Themen offenlegen sollte, während nur 24 % der Männer dieser Meinung sind.

Die meisten Unternehmen berücksichtigen die Rolle sozialer Themen bei der Entwicklung ihrer Unternehmensstrategien in gewissem Maße. Weibliche Vorstandsmitglieder waren eher der Meinung, dass soziale Fragen bei der Entwicklung der Unternehmensstrategie berücksichtigt werden sollten. Vorstände mit starker Frauenbeteiligung könnten Einfluss darauf haben, inwieweit soziale Bewegungen in die Unternehmensstrategien einfließen. Die PwC-Jahresumfrage unter Verwaltungsratsmitgliedern 2019 zeigte beispielsweise Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Verwaltungsratsmitgliedern in folgenden Bereichen auf:

  • 82 % der weiblichen Verwaltungsratsmitglieder wollten der Ressourcenknappheit Priorität einräumen, gegenüber 61 % der Männer.
  • 70 % der Frauen ermutigten ihre Unternehmen, den Menschenrechten Priorität einzuräumen, gegenüber 58 % der Männer.
  • 68 % der Frauen wünschen sich, dass der Klimawandel Teil der Unternehmensstrategie ist, gegenüber 50 % der Männer.
  • 66% der Frauen sind der Meinung, dass soziale Bewegungen in die Unternehmensstrategie einbezogen werden sollten, während nur 38% der Männer dieser Meinung sind.
  • 57% der Frauen sprechen sich dafür aus, dass die Einkommensungleichheit in die Unternehmensstrategie einbezogen wird, während dies nur 38% der Männer tun.

Es wird interessant sein zu sehen, wie sich das Modell der Unternehmensführung in den kommenden Jahren entwickelt und wie es die Unternehmen und ihre Vorstände prägt, wenn Frauen in den Vorstandsetagen eine größere Rolle spielen und die Stakeholder zu einer wichtigeren Komponente in der Geschäftswelt werden.

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