Studiendesign: Deskriptive, Mikrodissektionsstudie.
Zielsetzung: Bestimmung der Morphologie der menschlichen adulten zervikalen Bandscheibe und ihrer Ligamente.
Zusammenfassung der Hintergrunddaten: Einige Studien deuten darauf hin, dass sich die zervikale Bandscheibe deutlich von der lumbalen Bandscheibe unterscheidet, dennoch scheinen sich die meisten klinischen und anatomischen Texte mit der Extrapolation von Daten der Lendenwirbelsäule zu begnügen. Eine detaillierte dreidimensionale Beschreibung der zervikalen Bandscheibe und der sie umgebenden Ligamente ist derzeit nicht verfügbar.
Methoden: Ganze zervikale Wirbelsäulen wurden von 12 einbalsamierten erwachsenen menschlichen Kadavern befreit, und die hinteren Elemente und Weichteile wurden entfernt. Mittels Mikrodissektion wurden die Längsbänder und die fibrösen Komponenten von 59 zervikalen Bandscheiben systematisch reseziert. Die Ausrichtung, Lage und Anhaftungen der einzelnen gestreiften Kollagenbündel wurden fotografisch und in Skizzen festgehalten.
Ergebnisse: Der zervikale Anulus fibrosus besteht nicht aus konzentrischen Lamellen von Kollagenfasern wie in lumbalen Bandscheiben. Stattdessen bildet er eine sichelförmige Masse aus Kollagen, die anterior dick ist und sich lateral zu den Processus uncinatus hin verjüngt. Posterolateral ist es im Wesentlichen defizitär und posterior nur durch eine dünne Schicht paramedianer, vertikal ausgerichteter Fasern vertreten. Das Ligamentum longitudinale anterior deckt die Vorderseite der Bandscheibe ab, und das Ligamentum longitudinale posterior verstärkt den defizitären Anulus fibrosus posterior mit longitudinalen und alaren Fasern.
Schlussfolgerungen: Die dreidimensionale Architektur des zervikalen Anulus fibrosus gleicht eher einem sichelförmigen vorderen interossären Band als einem Faserring, der den Nucleus pulposus umgibt.