Do Ho Suhs Werke sind eine physische Manifestation der Erinnerung und erforschen Vorstellungen von persönlicher Geschichte, kultureller Tradition und Glaubenssystemen in der heutigen Welt. Suh ist vor allem für seine großformatigen, aus Stoff gefertigten Rekonstruktionen seiner früheren Wohnsitze in Seoul, Providence, Berlin, London und New York bekannt. Suhs Kreationen der physischen Erinnerung befassen sich mit Themen wie Heimat, Vertreibung, Individualität und Kollektivität, die durch die Architektur des häuslichen Raums zum Ausdruck gebracht werden.
Die kürzlich dem LACMA geschenkte Arbeit 348 West 22nd Street (2011-15) ist eine Nachbildung der Erdgeschosswohnung des Künstlers in einem New Yorker Gebäude. Die traumhaften Räume und Flure sind aus leuchtenden Bahnen aus durchscheinendem Polyester gefertigt und werden von Edelstahl getragen. In dieser immersiven Passage aus miteinander verbundenen Räumen durchquert der Besucher eine ephemere Darstellung der persönlichen Geschichte des Künstlers. Der Korridor, die Treppe, die Wohnung und das Atelier sind jeweils in einem einzigen Farbblock dargestellt, wobei die Einbauten und Geräte bis ins kleinste Detail nachgebildet sind. Die labyrinthartige Installation von 348 West 22nd Street verbindet traditionelle koreanische Nähtechniken mit digitalen Mapping-Tools und schafft so ein Gleichgewicht zwischen komplizierter Konstruktion und zarter Monumentalität.
Der 1962 in Südkorea geborene Suh zog 1991 in die Vereinigten Staaten und lebt heute in London, Seoul und New York. Inspiriert von seiner eigenen Migrationsgeschichte, präsentiert Suhs ätherische, formbare Architektur eine intime Welt, die zugleich zutiefst vertraut und zutiefst entfremdet ist.