Premiere:
KK Hoftheater nächst der Burg, Wien, 2. April 1800
Nachdem sich Beethoven 1792 im Alter von 22 Jahren endgültig in Wien niedergelassen hatte, machte er sich daran, eine beeindruckende Bandbreite musikalischer Gattungen zu beherrschen. In den folgenden Jahren schuf er ein umfangreiches Werk an Kammermusik (Klaviertrios und Streichtrios sowie Werke für Blasinstrumente), Duo- und Soloklaviersonaten und ein Klavierkonzert (Nr. 1 in C-Dur). Symphonien oder Streichquartette fehlten jedoch in dieser Werkliste. Der äußerst selbstkritische Komponist zögerte offenbar, sich an eines der beiden Medien zu wagen, solange er sich nicht in der Lage fühlte, etwas zu schreiben, das mit den Leistungen seiner großen Vorfahren Mozart und Haydn mithalten konnte.
In der Tat hatte Beethoven zwischen 1796 und 1997 einen missglückten Versuch unternommen, eine Sinfonie zu schreiben, doch das Werk wurde erst zwei Jahre später vollendet. Es wurde am 2. April 1800 in einem Konzert erstmals der Wiener Öffentlichkeit vorgestellt und im folgenden Jahr veröffentlicht. Die erste Sinfonie ist dem Baron Gottfried van Swieten gewidmet, einem der vehementesten Förderer Beethovens zu jener Zeit und Librettist von Haydns Oratorien Die Schöpfung und Die Jahreszeiten.
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Struktur und Tonalität:
Wie es sich für ein Werk gehört, das an der Wende zum 19. Jahrhundert komponiert wurde, ist Beethovens Erste eine Hommage an die große Tradition der Wiener Klassik, bietet aber auch einen verlockenden Vorgeschmack auf sein innovatives symphonisches Werk im nächsten Jahrzehnt. Die retrospektiven Elemente kommen am deutlichsten in der engen thematischen Beziehung zum Ausdruck, die zwischen dieser Sinfonie in der „festlichen“ Tonart C-Dur und früheren Werken derselben Tonart besteht, vor allem Haydns Sinfonie Nr. 97 und Mozarts Jupiter-Sinfonie (Nr. 41).
Die Erste folgt auch einem ähnlichen strukturellen Aufbau wie die späten Haydn-Sinfonien, auch wenn Beethoven dem Finale mehr emotionales Gewicht beimisst. Vielleicht am bemerkenswertesten ist, dass Beethoven den dritten Satz als Menuett bezeichnet, aber seine empfohlene Tempobezeichnung Allegro molto e vivace lässt vermuten, dass es sich im Wesentlichen um das erste seiner dynamischen symphonischen Scherzi handelt.
Beethovens Erste Sinfonie, aufgeführt von den Berliner Philharmonikern unter Simon Rattle
Instrumentierung:
Das Orchester, das Beethoven in der Ersten Sinfonie einsetzt (doppelte Holzbläser, zwei Hörner, zwei Trompeten, Pauken und Streicher), unterscheidet sich in seiner Größe nicht von dem, das Haydn verwendete. Dennoch ist seine Orchestrierung radikal anders, wie sich gleich in der kurzen, langsamen Einleitung des Werks zeigt. Viele Kommentatoren heben den provokativen Charakter von Beethovens musikalischer Argumentation hervor, insbesondere die Eröffnung mit einem Dominantseptakkord, der in die „falsche“ Tonart F-Dur aufgelöst wird. Nicht weniger auffallend ist jedoch der beispiellose strukturelle Effekt der Kombination von Pizzicato-Streichern mit anhaltenden Holzbläserakkorden.
In der Tat schafft Beethoven in der gesamten Ersten ein anderes orchestrales Gleichgewicht als seine Vorgänger, indem er den Bläsern eine weitaus größere Parität mit den Streichern einräumt. Ein Rezensent, der bei der Uraufführung des Werks anwesend war, nahm großen Anstoß an dieser Tendenz und behauptete, Beethoven schreibe etwas, das eher für ein Blasorchester als für ein Sinfonieorchester geeignet sei. Eine Beschwerde, die Beethoven in seinen späteren Sinfonien völlig ignorierte.
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Empfehlenswerte Aufnahme von Beethovens Sinfonie Nr. 1
In den Fußstapfen Toscaninis liefert Riccardo Chailly eine charakteristische Hochspannungsaufnahme der ersten Sinfonie, in der er die Momente des schroffen Humors mit herrlich prägnanten Sforzando-Akzenten seiner Leipziger Spieler perfekt einfängt, aber auch den anmutigen Aspekten des zweiten Satzes genügend Raum lässt, um in den Vordergrund zu treten.
Leipziger Gewandhausorchester/Riccardo Chailly
Decca 478 3493
Worte von Erik Levi. Dieser Artikel erschien zuerst in der Dezember 2015 Ausgabe des BBC Music Magazine.
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