Das jüngste Video von National Geographic über Schutzräume aus Concrete Canvas ging viral, denn fast 4,8 Millionen YouTube-Zuschauer sahen, wie schnell ein stabiles Bauwerk aufgerichtet werden kann, wenn Luft in befeuchtete, mit Zement bedeckte Tücher geblasen wird. Wir sprachen mit Peter Brewin, dem Direktor des britischen Unternehmens Concrete Canvas, um die Geschichte hinter der Innovation zu erfahren.
Concrete Canvas-Unterstände können schnell aufgebaut werden. Foto mit freundlicher Genehmigung von Concrete Canvas Ltd.
Kann man die Concrete Canvas-Unterstände jetzt kaufen?
Ja, unsere Unterstände sind bei verschiedenen Händlern in verschiedenen Gebieten erhältlich. Wir haben einen Vertriebspartner für die USA und andere Länder.
Wie viele Concrete Canvas-Unterstände gibt es?
Nicht sehr viele. Wir sind sehr schnell gewachsen, und unser Schwerpunkt liegt auf dem Concrete Canvas-Material, das in den USA Concrete Cloth genannt wird. Es wird in einer ganzen Reihe von Anwendungen eingesetzt, vor allem im Baugewerbe, z. B. zur Stabilisierung von Hängen und zum Auskleiden von Wasserkanälen.
Wir stellen zwar immer noch Schutzhütten her, wenn die Käufer sie wünschen, aber wir haben uns nicht so sehr darauf konzentriert. Einige wenige wurden vom Militär gekauft.
Wie viel kosten die Schutzbauten?
Das hängt vom Volumen, der Dicke des Materials und Ihrem Standort ab. Wir beliefern den größten Teil der Welt von unserem Werk in Großbritannien aus, und die Concrete Canvas kostet in Großbritannien zwischen 15 und 40 britische Pfund pro Quadratmeter ($23 bis $60). Für die Vereinigten Staaten haben wir einen Lizenznehmer: Milliken.
Ein Schutzdach aus Concrete Canvas würde in Großbritannien 15.000 bis 20.000 Pfund kosten ($23.000 bis $30.000), aber der Preis sinkt, wenn man größere Mengen abnimmt.
Welche Beispiele gibt es für die Verwendung der Schutzräume?
Es gibt viele interessante Projekte mit dem Concrete Canvas-Material, darunter eines in Chile, wo eine Goldmine in sehr großer Höhe (5.000 Meter) errichtet wird. Auf der einen Seite des Tals befindet sich ein Gletscher, und man wollte verhindern, dass der Schmelzwasserabfluss in die Abraumhalden der Mine gelangt, also baute man Abschnitte aus unserem Material, um das Wasser nach unten zu leiten. Dies sind sehr schwierige Arbeitsbedingungen, bei denen die Arbeiter wegen des geringen Sauerstoffgehalts nur fünf Stunden am Tag arbeiten können, und unser Material ist viel leichter als Alternativen, so dass es einfacher zu verarbeiten war.
Die meisten Schutzprojekte waren militärischer Natur. Wir haben dem US-Militär Schutzräume zu Testzwecken zur Verfügung gestellt, von denen einige nach Okinawa (Japan) geschickt wurden. Wir haben auch das schwedische und das niederländische Militär beliefert, die meisten davon zu Testzwecken. Die Schweden haben einen auf einem Schießplatz gegen Mörser getestet. Sie waren mit der Leistung recht zufrieden.
Wie sieht es mit humanitären Anwendungen aus?
Wir haben keine große Anzahl an NROs verkauft. Wir haben uns anfangs sehr darum bemüht, aber wir hatten echte Schwierigkeiten. Das liegt zum Teil an der politischen Komponente, denn die Leute wollen kein halbpermanentes Gebäude für eine Krise errichten; sie wollen glauben, dass ein Flüchtlingslager bald wieder verschwindet. Auch die Kunden der NROs wollen im Krisenfall eine große Anzahl von Unterkünften, aber das ist für ein kleines Unternehmen sehr schwierig zu liefern.
Die NROs wollten oft, dass wir die Finanzierung sicherstellen, also mussten wir einen Geber, in der Regel eine Regierung, einbeziehen, also war es sehr schwierig, in den Hilfssektor zu gelangen. Wir sind immer noch der Meinung, dass die Unterkünfte wirklich cool sind, und es gibt viel Potenzial. Aber im Moment konzentrieren wir uns auf das Material.
Es gibt ein großes Interesse an Hurrikan-Schutzräumen, und wir haben ein Testprojekt, um diese und andere Anwendungen diesen Sommer zu evaluieren.
Können Sie uns einen Einblick in die Geschichte von Concrete Canvas geben?
Vor acht oder neun Jahren lernten Will und ich uns kennen, als wir am Imperial College London und am Royal College of Arts ein Postgraduiertenstudium in Wirtschaftsingenieurwesen absolvierten. Es gab einen Design-Wettbewerb der British Cement Association, und uns gefiel die Idee, in kürzester Zeit effiziente Unterstände zu bauen.
Um das zu realisieren, mussten wir ein Concrete Canvas Material entwickeln, das wir in einer dünnen Schicht trocknen und unkontrolliert nass machen konnten, um es dann ohne Risse zu einer verlässlich starken Form aushärten zu lassen.
Unser ursprünglicher Geschäftsplan war auf den humanitären Sektor ausgerichtet, also gingen wir nach Uganda und bekamen sehr positives Feedback. Wir gewannen eine Reihe von Businessplan- und Designpreisen, die uns bei der Finanzierung des Start-ups halfen, erhielten einige staatliche Mittel und private Investoren und liehen uns eine verlassene Fabrik. Nach einer weiteren Finanzierungsrunde richteten wir eine Produktionslinie in Südwales ein.
Vor etwa fünf Jahren verkauften wir zum ersten Mal Sandsäcke an das britische Militär, um sie in Afghanistan zu schützen. Sie überlebten bei einem Feuergefecht viel länger. Bei unserer Vorführung haben wir gezeigt, dass eine mit Concrete Canvas bedeckte Sandsackwand 1.100 Maschinengewehrkugeln aufhielt.
Dann haben wir gesehen, dass das Material auch im Bauwesen sehr nützlich ist. Es lässt sich etwa zehnmal schneller aufbauen als andere Methoden. Anstatt Beton zu gießen oder zu spritzen, der 50 bis 150 Millimeter dick sein muss, ist unser Material für die meisten Anwendungen nur 8 Millimeter dick. Das Verlegen von Betonplatten von Hand ist sehr langsam und arbeitsintensiv, und das Spritzen von Beton ist schmutzig. Für das Gießen von Beton ist eine Schalung erforderlich.
Ein weiteres interessantes Projekt war eine Pipeline im Nahen Osten, bei der unser Material von einem Boot abgeworfen und von Tauchern unter Wasser installiert wurde. Das löst ein Problem auf eine völlig neue Weise. Wir führen auch viele Hangsicherungen durch. Man hängt es einfach an einen Kran, rollt es wie einen Teppich ab und steckt es dann fest.
Ist Concrete Canvas ein grünes Design?
Beton ist nicht das kohlenstoffneutralste Material. Man braucht viel Energie, um ihn herzustellen, und wenn er aushärtet, setzt er Kohlendioxid frei. Aber der Vorteil unseres Materials ist, dass man etwa 10 Prozent der Masse von Alternativen verwendet, also weniger Kohlendioxid ausstößt und Transportemissionen spart.
Das Gemisch, das wir verwenden, hat auch eine sehr geringe Alkalikapazität, so dass es bei der Verwendung in Gewässern weniger Schaden für Wasserorganismen anrichtet.
Glauben Sie, dass Ihre Geschichte so viel Anklang gefunden hat, weil sie ein Beispiel dafür ist, dass man in unserer gebauten Umwelt über den Tellerrand hinausschauen kann?
Ja, das trifft es ziemlich genau. Wir haben mehrere Patente auf die Technologie, und es ist eine völlig neue Art, Beton zu verwenden.
Es kann schwierig sein, Ingenieure beim ersten Mal zu überzeugen, aber wenn sie es einmal ausprobiert haben, bekommen wir normalerweise viele Nachbestellungen.