Levofloxacin bei ambulant erworbener Lungenentzündung

Hintergrundinformationen zum Krankheitsbild

Pneumonie ist die häufigste Todesursache durch Infektionen, insbesondere bei älteren und hospitalisierten Patienten. 1 Die Diagnose basiert auf der Anamnese, Komorbiditäten, körperlichen Befunden und Röntgenaufnahmen der Brust. S. pneumoniae ist für bis zu 50 % der durch Bakterien verursachten Lungenentzündungen verantwortlich.2

Arzneimittel (Produktmonographie)3, 4

Kategorie: Levofloxacin, das L-Isomer des Ofloxacin-Racemats, gehört zur Klasse der Fluorchinolone unter den Antibiotika.

Wirkmechanismus: Levofloxacin entfaltet seine Wirkung durch Hemmung der bakteriellen Topoisomerasen II (DNA-Gyrase) und Topoisomerasen IV, was die bakterielle DNA-Replikation, Transkription, Reparatur und Rekombination beeinträchtigt.

Indikationen: Levofloxacin ist indiziert für die Behandlung von Erwachsenen mit Infektionen der oberen und unteren Atemwege, der Haut/Hautstruktur und der Harnwege.

Dosierung & Dauer: Die empfohlene Dosis beträgt 500mg i.v./oral einmal täglich für 7-14 Tage (normaler Therapieverlauf) oder 750mg i.v./oral einmal täglich für 5 Tage (Kurzzeittherapie).

Methodik der systematischen Überprüfung

Forschungsfrage:

Bietet Levofloxacin (Normal- und Kurzzeittherapie) in doppelblinden randomisierten kontrollierten Studien (DB RCTs) einen signifikanten therapeutischen Vorteil in Bezug auf Mortalität oder Morbidität im Vergleich zu anderen Fluorchinolonen oder anderen Klassen antibakterieller Wirkstoffe bei der Behandlung erwachsener Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie?

Bewertungsgrundsätze: Es wurden randomisierte, kontrollierte Doppelblindstudien zum Vergleich von Levofloxacin mit anderen Fluorchinolonen oder anderen Klassen von antibakteriellen Wirkstoffen bei erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Lungenentzündung kritisch bewertet. Die therapeutische Wirkung wurde anhand der folgenden Hierarchie von Gesundheitsauswirkungen bewertet: Sterblichkeit, nicht tödliche schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, Lebensqualität, Abbrüche aufgrund unerwünschter Ereignisse, klinisches Ansprechen (definiert als klinisches Abklingen der Anzeichen und Symptome der Infektion), mikrobiologisches Ansprechen (definiert als bakteriologische Eradikation des verursachenden Erregers) und andere unerwünschte Ereignisse (z. B. allergische Reaktionen).

Suchstrategie: Durchsuchte Datenbanken: Medline, EMBASE und Cochrane Library (von 1966 bis Februar 2008); die Angaben des Herstellers und die Referenzen der Übersichtsartikel. Die wichtigsten Suchbegriffe waren: „Levofloxacin“ oder „Levaquin“, „randomisierte kontrollierte Studie“ und „Lungenentzündung“

Suchergebnisse: Vier DB RCTs erfüllten die Einschlusskriterien und verglichen Levofloxacin mit Moxifloxacin, Azithromycin, Clarithromycin oder Amoxicillin/Clavulansäure (Anzueto et al 2006, D’Ignazio et al 2005, Gotfried et al 2002 und Carbon et al 1999).5-8

Zusammenfassung der Ergebnisse:

Levofloxacin im Vergleich zu anderen Fluorchinolon-Antibiotika

In einer DBRCT bei 401 Patienten (65 Jahre oder älter) mit ambulant erworbener Lungenentzündung (Anzueto et al 2006) 5 unterschied sich IV Levofloxacin 500mg täglich für ≥ 2 Tage, dann orales Levofloxacin 250-500mg täglich nach Verbesserung für 7-14 Tage nicht signifikant von IV Moxifloxacin 400mg, täglich für ≥ 2 Tage, dann orales Moxifloxacin 400 mg täglich, nach Besserung für 7-14 Tage in Bezug auf Sterblichkeit, nicht tödliche schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, klinisches oder bakteriologisches Ansprechen, Gesamtabbrüche und Abbrüche aufgrund von unerwünschten Ereignissen. Eine signifikante Verbesserung der Rate der „klinischen Erholung“ (definiert als das Verschwinden oder die Verringerung der akuten Anzeichen und Symptome der Infektion) wurde bei Patienten festgestellt, die Moxifloxacin 3 bis 5 Tage nach Therapiebeginn erhielten (Moxifloxacin-Gruppe eine ARR = 8 %, NNT = 13), jedoch nicht beim Heilungstest (5-21 Tage nach Therapiebeginn). Die Gesamtzahl der unerwünschten Ereignisse, die als behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse gemeldet wurden, war bei Moxifloxacin signifikant höher (in der Moxifloxacin-Gruppe eine ARR = 11 %, NNT = 9).5

Levofloxacin im Vergleich zu anderen Antibiotikaklassen

Basierend auf drei DBRCTs bei 1067 randomisierten erwachsenen Patienten mit leichter bis mittelschwerer, in der Gemeinschaft erworbener Lungenentzündung, bei denen orales Levofloxacin 500 mg täglich über 7-10 Tage mit einer Einzeldosis von 2000 mg oralen Azithromycin-Mikrosphären verglichen wurde (D’Ignazio et al 2005)6, oralem Clarithromycin mit verlängerter Wirkstofffreisetzung 1000 mg täglich über 7 Tage (Gotfried et al. 2002)7 oder oralem Amoxicillin/Clavulansäure 625 mg t.i.d. täglich für 7-10 Tage (Carbon et al 1999)8, gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen in Bezug auf die klinische oder bakteriologische Reaktion und die Gesamtzahl der Personen, die aus den Studien ausschieden. Darüber hinaus zeigten D’Ignazio et al und Carbon et al keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Sterblichkeit, der nicht tödlichen schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse und der unerwünschten Ereignisse insgesamt, während Carbon et al und Gotfried et al keine signifikanten Unterschiede bei den Abbrüchen aufgrund unerwünschter Ereignisse aufwiesen. D’Ignazio et al. meldeten keine Abbrüche aufgrund von unerwünschten Ereignissen, während die Studie von Gotfried et al. keine Angaben zur Sterblichkeit, zu nicht tödlichen schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen oder zu unerwünschten Ereignissen insgesamt enthielt.

Schlussfolgerung

In doppelblinden, randomisierten, kontrollierten Studien unterscheidet sich Levofloxacin (normale und kurze Therapie) nicht signifikant von anderen Fluorchinolonen oder anderen Antibiotikaklassen in Bezug auf klinisch relevante Ergebnisse bei der Behandlung erwachsener Patienten mit ambulant erworbener Lungenentzündung.

  1. Mandell, L., Bartlet, J., Dowell, S. et al. Update of practice guidelines for the management of community acquired pneumonia in immunocompetent adults. Clinical Infectious Diseases, 37: 1405-1433, 2003.
  2. Guideline for the Diagnosis and Management of: Community Acquired Pneumonia: adult (2008 update). Toward Optimized Practice (TOP) Program, ehemals Alberta Clinical Practice Guidelines der Alberta Medical Association.
  3. Produktmonographie: Levofloxacin (Levaquin™). Antibakterieller Wirkstoff. Janssen-Ortho Inc. vom 16. Juli 2007.
  4. eCPS (electronic Compendium of Pharmaceuticals and Specialties), März 2008
  5. Anzueto, A., Niederman, M.S., Pearle, J., Restrepo, M.I. et al. Community-acquired pneumonia recovery in the elderly (CAPRIE): efficacy and safety of moxifloxacin therapy versus that of levofloxacin therapy. Clinical Infectious Diseases, 42: 73-81, 2006.
  6. D’Ignazio, J., Camere, M.A., Lewis, D.E., Jorgensen, D. et al. Novel, single-dose microsphere formulation of azithromycin versus 7-day levofloxacin therapy for treatment of mild to moderate community-acquired pneumonia in adults. Antimicrobial Agents and Chemotherapy, 49(10): 4035-4041, 2005.
  7. Gotfried, M.H., Dattani, D., Riffer, E., Devcich, K.J. et al. A controlled, double-blind, multicenter study comparing clarithromycin extended-release tablets and levofloxacin tablets in the treatment of community-acquired pneumonia. Clinical Therapeutics, 24(5): 736-751, 2002.
  8. Carbon, C., Ariza, H., Rabie, W.J., Salvarezza, C.R. et al. Comparative study of levofloxacin and amoxycillin/clavulanic acid in adults with mild-to-moderate community-acquired pneumonia. Clinical Microbiology and Infection, 5(12): 724-732, 1999.

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