Alle sind sich einig, dass gemeinsame Aufmerksamkeit ein Schlüsselmerkmal der menschlichen sozialen Kognition ist. Doch trotz mehr als 40 Jahren Arbeit und Hunderten von Veröffentlichungen zu diesem Thema gibt es immer noch erstaunlich wenig Übereinstimmung darüber, was genau gemeinsame Aufmerksamkeit ist und wie die Gemeinsamkeit erreicht wird. Wir vermuten, dass ein Teil des Problems darin besteht, dass die gemeinsame Aufmerksamkeit kein einzelner Prozess ist, sondern vielmehr ein Bündel verschiedener kognitiver Fähigkeiten und Prozesse umfasst, und dass sich verschiedene Forscher auf unterschiedliche Aspekte davon konzentrieren. Ein ähnliches Problem gilt für das gemeinsame Wissen. Hier stellen wir einen neuen Ansatz vor: Wir skizzieren eine Typologie sozialer Aufmerksamkeitsebenen, die derzeit in der Literatur alle als gemeinsame Aufmerksamkeit bezeichnet werden (von der Beobachtung bis zur gemeinsamen, gegenseitigen und geteilten Aufmerksamkeit), zusammen mit den entsprechenden Ebenen des gemeinsamen Wissens. Wir betrachten kognitive, verhaltensbezogene und phänomenologische Aspekte der verschiedenen Ebenen sowie ihre unterschiedlichen Funktionen, und eine wichtige Unterscheidung, die wir dabei treffen, sind die Beziehungen zwischen zweiter und dritter Person. Während wir uns hauptsächlich auf gemeinsame Aufmerksamkeit und gemeinsames Wissen konzentrieren, erörtern wir auch kurz, wie diese Ebenen auf andere „gemeinsame“ mentale Zustände, wie z.B. gemeinsame Ziele, angewendet werden können.