Spica: Der nahe Doppelstern

Spica ist ein heller Doppelstern, der 16. hellste am Nachthimmel der Erde, sichtbar im nördlichen Sternbild Jungfrau. Er ist nicht nur wegen seiner Größe sichtbar, sondern auch wegen seiner relativ geringen Entfernung: Er ist etwa 260 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Während der Stern für das bloße Auge als einzelner Lichtpunkt erscheint, ist Spica ein Doppelsternsystem. Der eine Stern ist jedoch viel heller als der andere.

Das Sternsystem ist auch eine massive Quelle für Röntgenstrahlen, was ein neues Verständnis von Spica eröffnete, als die Röntgenastronomie in den 1960er Jahren an Bedeutung gewann.

Spica zu lokalisieren

Spica ist ein wenig schwer auszumachen, daher verwenden Astronomen manchmal andere Sterne, um sie zu finden. Ausgehend vom Griff des Großen Wagens lautet eine unter Amateuren gebräuchliche Redewendung: „Folge dem Bogen zu Arkturus und fahre weiter zu Spica.“ Spicas Position ist:

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Spica in Geschichte und Kultur

Der Name „Spica“ leitet sich von einer lateinischen Redewendung ab, die besagt, dass die Jungfrau eine „Ähre“ oder „Weizenähre“ hält. Sie wurde auch in anderen alten Kulturen, wie der arabischen, chinesischen und hinduistischen, erwähnt und benannt. Die Legende verbindet die Jungfrau mit Dike, der griechischen Göttin der Gerechtigkeit, und Persephone, der Tochter von Demeter, der Erntegöttin.

Spica ist auf der brasilianischen Nationalflagge über der portugiesischen Inschrift „Ordem e Progresso“ (Ordnung und Fortschritt) abgebildet. Sie soll den Bundesstaat Para repräsentieren.

Der Stern wird auch in einem japanischen Manga aus dem Jahr 2000 mit dem Titel „Twin Spica“ erwähnt, einer Serie, die Highschool-Schüler begleitet, die eine fiktive Astronautenschule besuchen.

Spica in moderneren Zeiten

Erst mit der Erfindung des Teleskops wurde klar, dass Spica ein Doppelstern ist. Die beiden Sterne umkreisen einander in einem Abstand, der nur 12 Prozent der Entfernung zwischen Erde und Sonne entspricht.

Die beiden Sterne, so Jim Kaler, emeritierter Professor für Astronomie an der Universität von Illinois, sind beide Sterne der Klasse B, wobei der hellere „sich dem Ende seiner stabilen Lebensdauer nähert“. Nach Angaben der NASA ist der Primärstern etwa doppelt so groß wie die Sonne und fast 2.000 Mal so hell.

Früher nahm man an, dass die Helligkeitsschwankungen der Doppelsterne darauf zurückzuführen sind, dass ein Stern vor dem anderen vorbeizieht und sein Licht abschwächt.

Neuere Messungen zeigen, dass dies wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass sich die Sterne durch ihre Nähe zueinander gezeitenabhängig verzerren. Sie wirbeln so nahe beieinander, dass ein Umlauf nur vier Tage dauert.

Alternative Ansichten von Spica

In jüngerer Zeit wurde das Spica-System als interessante Quelle für Röntgenstrahlung betrachtet. Eine Arbeit aus dem Jahr 2007 untersuchte den Zusammenhang zwischen der Röntgenemission der Sterne und ihrer Photosphäre, also dem Bereich innerhalb der Sterne, in dem ihre Energie als Licht freigesetzt wird.

Eine andere Arbeit aus dem Jahr 2001 stellte fest, dass das System „eines von wenigen ist, das den Struve-Sahade-Effekt zeigt“, der sich auf Veränderungen in den Spektrallinien des kleineren Sterns bezieht. Die Linien werden stärker, wenn sich der kleinere Stern auf den Beobachter zubewegt, und werden schwächer, wenn er sich entfernt.

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