Stentor ist eine Gattung von Protozoen, die in langsam fließendem oder stehendem Süßwasser vorkommt. Der Mikroorganismus ist nach einem griechischen Helden im Trojanischen Krieg benannt, der für seine laute Stimme bekannt war, ähnlich wie der Klang einer Trompete, der sich über den Klang anderer Instrumente erhebt. Die Beschreibung passt auf den Mikroorganismus, denn er ist ähnlich wie eine Trompete geformt, mit einem schmalen Ende, das sich zu einer viel größeren Öffnung am anderen Ende erweitert. Das schmale Ende kann eine klebrige Substanz ausbilden, die dem Protozoon hilft, sich an Pflanzen anzuheften. Am anderen Ende schlagen feine haarähnliche Fortsätze, so genannte Zilien, rhythmisch, um die Nahrung in die Speiseröhre des Organismus zu befördern. Die verschiedenen Stentor-Arten sind in der Regel farbenprächtig. Stentor coeruleus ist zum Beispiel blau gefärbt. Andere Arten sind gelb, rot und braun.
Stentor gehören zu den größten Einzellern, die im Wasser vorkommen. Als Protozoen sind Stentor einzellig. Dennoch kann ein typischer Organismus bis zu 2 mm lang sein, was ihn für das bloße Auge sichtbar macht, und sogar größer als einige mehrzellige Organismen wie Rädertierchen. Diese Größe und die Allgegenwart im Teichwasser haben den Organismus zu einem beliebten Werkzeug für den naturwissenschaftlichen Schulunterricht gemacht, vor allem als Lehrmittel für den Umgang mit dem Lichtmikroskop. Vor allem die verschiedenen äußeren und inneren Merkmale sind unter der speziellen Art der mikroskopischen Beleuchtung, dem Phasenkontrast, sehr gut zu erkennen. Auch andere mikroskopische Beleuchtungsarten wie Hellfeld-, Dunkelfeld-, Schräg- und Rheinberg-Beleuchtung lassen Merkmale erkennen, die zusammen ein detailliertes Informationsbild des Einzellers ergeben. Die Untersuchung von Stentor ermöglicht es den Schülern, mit verschiedenen Formen der lichtmikroskopischen Beleuchtung zu experimentieren und die Auswirkungen der einzelnen Beleuchtungsarten auf dieselbe Probe direkt zu vergleichen.
Ein weiteres Merkmal von Stentor ist die so genannte kontraktile Vakuole. Die Vakuole hat die Aufgabe, das Wasser, das einströmt, um die höhere Salzkonzentration im Inneren des Protozoen auszugleichen, aufzufangen und wieder nach außen zu leiten. Bei sorgfältiger Beobachtung der einzelnen Protozoen lassen sich in der Regel volle und kollabierte Vakuolen erkennen.
Für die Schüler ist der Herbst eine gute Zeit, um Stentor zu beobachten. Ins Wasser gefallene Blätter verrotten und fördern das Wachstum einer großen Anzahl von Bakterien. Diese wiederum fördern das Wachstum einer großen Anzahl von Stentor.
Siehe auch Mikroskop und Mikroskopie; Wasserverschmutzung und -reinigung