Baden-Württemberg

Baden-Württemberg, Bundesland im Südwesten Deutschlands. Baden-Württemberg grenzt im Nordwesten an Rheinland-Pfalz, im Norden an Hessen und im Osten an Bayern, im Süden an die Schweiz und im Westen an Frankreich. Die Hauptstadt des Landes ist Stuttgart. Fläche 13.804 Quadratmeilen (35.752 Quadratkilometer). Einwohnerzahl. (2011) 10.486.660.

Schlossplatz mit der Jubiläumssäule und (links) Neues Schloss, Stuttgart, Deutschland.
Schlossplatz mit der Jubiläumssäule und (links) Neues Schloss, Stuttgart, Deutschland.

© Laif/Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Baden Württemberg, Deutschland Ortsplan
Encyclopædia Britannica, Inc.

Baden-Württemberg wurde nach dem Zweiten Weltkrieg unter Besatzungsherrschaft gegründet und im Dezember 1951 durch eine Volksabstimmung bestätigt und besteht aus drei ehemaligen Bundesländern: Württemberg-Baden (in der amerikanischen Zone) sowie Südwürttemberg-Hohenzollern und Südbaden (beide in der französischen Zone). Der Zusammenschluss dieser Länder wurde 1952 wirksam.

Baden-Württemberg ist eines der geographisch vielfältigsten Bundesländer Deutschlands, in dem sich die Wälder der Mittelgebirge mit fruchtbaren Hochflächen, grünen Wiesen, Seen und Mooren abwechseln. Seine geografischen Grenzen sind der Main im Norden, die Iller im Osten, der Bodensee und der Oberrhein im Süden und das sich ausdehnende Rheintal im Westen. Die Donau entspringt in Baden-Württemberg bei Donaueschingen und durchquert den Osten des Landes auf dem ersten Teil ihres Weges über den europäischen Kontinent. Die Donau ist das Haupteinzugsgebiet südlich der europäischen Wasserscheide, die das Land in zwei Hälften teilt.

Der fruchtbare südliche Teil des Oberrheintals ist eine wichtige landwirtschaftliche Region mit vielen Obst- und Weingärten, einschließlich der sonnenverwöhnten Weinberge rund um den Kaiserstuhl, die Wein produzieren, der zu den besten aller in Deutschland produzierten Weine zählt.

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Baden-Württemberg beherbergt das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands, den Schwarzwald, der sich westlich bis zum Rhein ausbreitet. Idyllische Täler durchbrechen seine Gleichförmigkeit, und im Laufe der Jahre haben sich tief liegende Teile mit Wasser gefüllt, so dass heute viele kleine Seen zu der bezaubernden, wenn auch etwas unheimlichen Landschaft des Waldes beitragen. Die höchste Erhebung ist der Feldberg mit 1.493 Metern. Im Süden geht der Schwarzwald in den Hotzenwald über, in dem viele Seen und Stauseen zahlreiche Kraftwerke speisen. In den Tälern, die in den westlichen Steilhang einschneiden, wird Obst angebaut, vor allem Weintrauben, Pflaumen und Kirschen, aus denen der berühmte Schwarzwälder Kirschwasser gewonnen wird.

Das Alpenvorland ist eine tiefe Mulde am Alpenrand, die sich vom ehemals vulkanischen Hegau im Westen bis zu den Allgäuer Wiesen im Osten erstreckt. In seinem Gebiet liegen der berühmte Bodensee und zahlreiche sanfte Hügel mit vielen Seen und Sümpfen, die der Region ein unverwechselbares Aussehen verleihen. Die sumpfigen Böden werden für Heilbäder genutzt, daher die vielen Kurorte in diesem Gebiet.

Die Schwäbische Alb umfasst das Gebiet zwischen Schwarzwald und Fränkischer Alb. Im Norden fällt das Gebirge schroff in das Tal des Neckars ab. Das fruchtbare Neckarland ist eines der am dichtesten besiedelten Gebiete Deutschlands. Entlang des Neckars und seiner zahlreichen Nebenflüsse gibt es eine Fülle von Weinbergen. Außerdem werden in der Region Kartoffeln, Zuckerrüben, verschiedene Obst- und Gemüsesorten sowie einige Getreidesorten angebaut. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat die neue Bebauung die Stadt- und Ortsgrenzen immer weiter in die ländlichen Gebiete hineingedrängt.

Bauernhöfe in der Region Schwarzwald, Baden-Württemberg, Deutschland.
Bauernhäuser im Schwarzwald, Baden-Württemberg

© reinhard sester/Fotolia

Der Hohenlohekreis ist die Kornkammer Baden-Württembergs. Er liegt rund um die alte kreisfreie Stadt Schwäbisch Hall und reicht bis an die bayerische Grenze bei Rothenburg ob der Tauber. Große Bauernhöfe und zahlreiche, oft gut erhaltene Schlösser zeugen vom Reichtum Hohenlohes in vergangenen Jahrhunderten.

Zwischen Rhein und Neckar gelegen, ist der fruchtbare Kraichgau Standort von Weizen-, Mais-, Tabak- und Obstanbau. Berühmt ist der Schwetzinger Spargel aus dieser Gegend.

Der Odenwald wird wegen seiner Lage abseits der Hauptverkehrsadern und seines rauen Klimas oft als das „Sibirien Badens“ bezeichnet. Erst in den Jahren seit 1950 hat die Entwicklung der Kleinindustrie zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für den hiesigen Kleinbauern geschaffen.

Das Klima Baden-Württembergs ist in den verschiedenen Regionen des Landes sehr unterschiedlich. Am wärmsten ist das Oberrheintal mit einem Jahresmittelwert von etwa 9 °C, am unwirtlichsten sind die Alpen mit einem Mittelwert von etwa 5,5 °C.

Ein charakteristisches Merkmal Baden-Württembergs ist die große Zahl städtischer Siedlungen; die Siedlungsdichte ist zwei- bis dreimal so hoch wie in Norddeutschland. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts lag Baden-Württemberg flächen- und bevölkerungsmäßig an dritter Stelle unter den deutschen Bundesländern und wuchs in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg am stärksten.

Die große Expansion Baden-Württembergs nach dem Zweiten Weltkrieg verdankte sich zu einem großen Teil der Tatsache, dass fast ein Viertel der Bevölkerung aus Menschen bestand, die als Geflüchtete oder Vertriebene aus dem sowjetisch besetzten Osten in das Land kamen. Ihr Zuzug in diese besondere Region erklärt sich zum Teil durch die Verbindungen ihrer Vorfahren zu den Ländern Baden und Württemberg in früheren Jahrhunderten. Darüber hinaus sahen viele von ihnen in diesem Teil Deutschlands, der von den Kriegszerstörungen verschont geblieben war, einfach die Chance für einen Neuanfang. Von 1945 bis 1950 boten die ländlichen Gebiete des Landes die besten Aussichten auf Wohnraum und Beschäftigung, doch in den folgenden Jahren kehrten die Arbeitskräfte in die Industriezentren zurück. Die Hauptstadt Stuttgart erlebte ein spektakuläres Wachstum, während viele ländliche Gebiete stark entvölkert wurden. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts hielten offenbar nur die hohen Mieten in den Städten noch mehr Menschen davon ab, in die städtischen Gebiete zu ziehen, in denen sie arbeiteten.

Das neue Schloss und der Garten der Theater-Anlagen, Stuttgart, D.
Das neue Schloss und der Garten der Theater-Anlagen, Stuttgart

Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin

Baden-Württemberg kann als das einzige deutsche Bundesland angesehen werden, in dem das Wirtschaftsleben von mittelständischen Unternehmern und Kleinbauern dominiert wird. Obwohl weltberühmte Firmen wie die Daimler AG in Stuttgart und Mannheim als kleine Werkstätten entstanden sind, gibt es in der Region praktisch keine Schwerindustrie. Im Allgemeinen ist Baden-Württemberg ein Produzent von Industrieprodukten mit hoher Wertschöpfung. Es ist das Zentrum der spezialisierten mechanischen Industrie, die einen Großteil der Uhren und des maßgefertigten Schmucks herstellt, die im Land hergestellt werden. Auch Lederwaren, Musikinstrumente, medizinische Instrumente, Nahrungsmittel, landwirtschaftliche Erzeugnisse und Eisenwaren werden in erheblichem Umfang in Baden-Württemberg hergestellt. Der relative Rückgang der Bedeutung des verarbeitenden Gewerbes als Arbeitgeber wirkte sich jedoch in den 1990er Jahren auf die Wirtschaft des Landes aus, und Baden-Württemberg bemühte sich um eine Ausweitung der Beschäftigung in den Bereichen Hochtechnologie, verarbeitendes Gewerbe und Unternehmensdienstleistungen, um seinen traditionell hohen Lebensstandard aufrechtzuerhalten.

Die industriellen Zentren des Landes konzentrieren sich im Neckartal zwischen Esslingen, Stuttgart und Heilbronn, und auf dieses Gebiet entfällt mehr als die Hälfte der gesamten Produktion des Landes. Stuttgart verfügt über eine der größten Konzentrationen von Hochtechnologieunternehmen in Deutschland. Industriegebiete befinden sich an den Ufern des Rheins bei Mannheim sowie bei Karlsruhe und Ulm. Das Grenzgebiet am Oberrhein hat ebenfalls an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen. Durch die Nähe zur französischen und schweizerischen Grenze ist er zum bevorzugten Standort für neue Niederlassungen deutscher, aber auch französischer und schweizerischer Unternehmen geworden.

Die Existenzsicherung in der Landwirtschaft ist für Landwirte mit kleinen Betrieben nach wie vor problematisch. Viele ergänzen ihr landwirtschaftliches Einkommen durch Fabrikjobs oder indem sie entweder ihr eigenes Haus oder andere nahegelegene Grundstücke für den Tourismus umnutzen. Die bekannten Kurorte Baden-Baden, Wildbad und Badenweiler bieten zusätzliche touristische Einrichtungen, während viele andere kleinere Kurorte mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung erheblich vergrößert und verbessert wurden.

Aufgrund der mangelnden natürlichen Ressourcen und der Tatsache, dass das Land hauptsächlich auf Handel und Gewerbe angewiesen ist, widmet Baden-Württemberg seinem Verkehrssystem besondere Aufmerksamkeit. Bereits 1955 erstellte die Landesregierung einen Generalplan, der bis zum Ende des 20. Jahrhunderts zweimal verbessert und an neuere technische Entwicklungen angepasst wurde. Das Land verfügt über mehrere Autobahnen und ein ausgedehntes Netz kleinerer Autobahnen und ist gut an den Hochgeschwindigkeitsverkehr angebunden. Rhein und Neckar sind als Wasserstraßen ausgebaut worden. Baden-Württemberg verfügt über einen internationalen Großflughafen bei Stuttgart und viele kleinere Flughäfen.

Der Neckar und das Heidelberger Schloss, Heidelberg, Deutschland.
Der Neckar und das Heidelberger Schloss, Heidelberg

© Heidelberger Kongress und Tourismus GmbH

Die Abgeordneten des Landtags werden für fünf Jahre direkt gewählt. Der Landtag beschließt Gesetze, genehmigt den Landeshaushalt und wählt den Ministerpräsidenten und die Mitglieder des Landesverfassungsgerichts.

Baden-Württemberg ist einer der führenden Hochschulstandorte in Deutschland. Neben den Universitäten Heidelberg und Tübingen und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die alle aus dem Mittelalter stammen, gibt es die Technischen Universitäten Stuttgart und Karlsruhe, die Landwirtschaftliche Hochschule Stuttgart-Hohenheim und die Wirtschaftswissenschaftliche Hochschule Mannheim. Die Universität Ulm und die Universität Konstanz wurden beide in den 1960er Jahren gegründet. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Hochschulen.

Das Gebäude der Alten Universität, die zur Universität Heidelberg gehört, beherbergt ein Museum zur Geschichte der Schule.'s history.
Das Gebäude der Alten Universität, Teil der Universität Heidelberg, beherbergt ein Museum, das der Geschichte der Schule gewidmet ist.

© Heidelberger Kongress und Tourismus GmbH

Baden-Württemberg hat viele architektonische Sehenswürdigkeiten. Gotische Kirchen gibt es in Ulm und Freiburg im Breisgau. Barocke Kirchen in Weingarten (Kreis Ravensburg), Birnau, Steinhausen, Zwiefalten und Mannheim sind ebenso wie die ehemalige Kaiserpfalz in Wimpfen und das Schloss Rastatt beliebte Touristenattraktionen. Die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebauten Schlösser Schwetzingen und Bruchsal ergänzen die zahlreichen Schlösser rund um die Städte Karlsruhe und Mannheim. Baden-Württemberg verfügt auch über eine Reihe von UNESCO-Welterbestätten, darunter Teile der Grenzen des Römischen Reiches: Obergermanisch-Raetischer Limes, die Klosteranlage Maulbronn aus dem 12. Jahrhundert und die Klosterinsel Reichenau im Bodensee, die Teile eines 724 gegründeten Benediktinerklosters sowie mehrere frühmittelalterliche Kirchen umfasst.

Schwabentor, Freiburg im Breisgau, Deutschland.
Schwabentor (Turm), Freiburg im Breisgau, Deutschland.

K. Praedel/ZEFA

Die Staatstheater in Karlsruhe und Stuttgart genießen internationales Ansehen, wobei das Stuttgarter Ballett vielleicht die bekannteste Truppe ist, die im Stuttgarter Theater auftritt. Unter den Landes- und Stadttheatern ist das Nationaltheater Mannheim besonders hervorzuheben: Hier wurde Friedrich von Schillers „Die Räuber“ uraufgeführt. Zu den berühmten Baden-Württembergern gehören neben Schiller auch Dichter und Schriftsteller wie Friedrich Hölderlin und Hermann Hesse, die Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel und Martin Heidegger sowie der Maler und Kupferstecher Otto Dix, der einen wichtigen Beitrag zum deutschen Expressionismus leistete.

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