Sir Frank Whittle, (geb. 1. Juni 1907, Coventry, Warwickshire, England-gest. 8. August 1996, Columbia, Maryland, USA), englischer Luftfahrtingenieur und Pilot, der das Düsentriebwerk erfand.
Der Sohn eines Mechanikers trat als Lehrling in die Royal Air Force (RAF) ein und qualifizierte sich am RAF College in Cranwell zum Piloten. Im Jahr 1928 wurde er zu einem Jagdgeschwader versetzt und diente 1931-32 als Testpilot. Anschließend setzte er seine Studien an der Ingenieurschule der RAF und an der Universität Cambridge (1934-37) fort. Schon früh in seiner Karriere erkannte Whittle den potenziellen Bedarf an einem Flugzeug, das mit großer Geschwindigkeit und in großer Höhe fliegen konnte, und er legte seine Vision eines Düsenantriebs erstmals 1928 in seiner Abschlussarbeit am RAF College dar. Die Ideen des jungen Offiziers wurden jedoch vom Luftfahrtministerium als unpraktisch verspottet und fanden weder bei der Regierung noch in der Privatwirtschaft Unterstützung.
Whittle erhielt 1930 sein erstes Patent für ein Turbostrahltriebwerk und gründete 1936 zusammen mit Partnern das Unternehmen Power Jets Ltd. Sein erstes Düsentriebwerk testete er 1937 am Boden. Dieses Ereignis gilt gemeinhin als Erfindung des Düsentriebwerks, aber das erste betriebsbereite Düsentriebwerk wurde in Deutschland von Hans Pabst von Ohain entwickelt und führte am 27. August 1939 den ersten Flug eines Düsenflugzeugs durch. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs veranlasste die britische Regierung schließlich dazu, Whittles Entwicklungsarbeit zu unterstützen. Ein von ihm erfundenes Düsentriebwerk wurde in eine eigens dafür gebaute Gloster E.28/39 eingebaut, und der Jungfernflug des Flugzeugs fand am 15. Mai 1941 statt. Die britische Regierung übernahm 1944 die Power Jets Ltd. Zu diesem Zeitpunkt waren die britischen Gloster Meteor-Düsenflugzeuge bereits bei der RAF im Einsatz, um deutsche V-1-Raketen abzufangen.
Whittle schied 1948 mit dem Rang eines Air Commodore aus der RAF aus und wurde im selben Jahr zum Ritter geschlagen. Die britische Regierung entschuldigte sich schließlich für ihre frühere Vernachlässigung, indem sie ihm eine steuerfreie Schenkung von 100.000 Pfund gewährte. Im Jahr 1986 wurde er mit dem Verdienstorden ausgezeichnet. Im Jahr 1977 wurde er Forschungsprofessor an der U.S. Naval Academy in Annapolis, Maryland. Sein Buch Jet: The Story of a Pioneer wurde 1953 veröffentlicht.