In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs auf dem europäischen Kriegsschauplatz bewachte eine unerwartete Vereinigung deutscher und amerikanischer Streitkräfte eine ausgewählte Gruppe von ausgesetzten Nazi-Gefangenen gegen die Waffen-SS. Der Konflikt, der von dieser einzigartigen amerikanisch-deutschen Allianz ausgetragen wurde, wird häufig als die seltsamste Schlacht des Zweiten Weltkriegs bezeichnet.
Schloss Itter wurde im neunten Jahrhundert von den Bayern erbaut und diente viele Jahre lang als Privatsitz. Im Mai 1943, nach dem „Anschluss“ Österreichs, wurde sie in ein Gefängnis umgewandelt. Zwei Jahre lang wurden französische Gefangene, die als besonders wertvoll galten, in den Mauern eingesperrt.
Aber wie Stephen Harding in The Last Battle schreibt, fanden sich diese Gefangenen schließlich unbewacht und in einer prekären Lage wieder. Tage nach Hitlers Selbstmord wurde klar, dass der Krieg einen Wendepunkt erreicht hatte. Der Kommandant und der Aufseher der Gefangenen auf Schloss Itter verließen ihre Posten, da sie wussten, dass das Ende des Krieges nahe war. Die verbliebenen Wachen flohen ebenfalls und überließen das Schloss den Gefangenen.
Damit waren die Gefangenen den loyalen Truppen der Waffen-SS schutzlos ausgeliefert, die auf der Suche nach Deserteuren und Regimegegnern das Land durchstreiften. Hier begann die seltsame, unwahrscheinliche Verbindung von deutschen und amerikanischen Streitkräften. Kurt-Siegfried Schrader, ein hochdekorierter SS-Hauptsturmführer, und Josef „Sep“ Gangl, ein Wehrmachtsmajor, schlossen sich Captain John „Jack“ Carey Lee, Jr. an, einem amerikanischen Panzerkompaniekommandanten, um die Gefangenen zu schützen und die Burg zu verteidigen.
Schrader und Gangl waren von der Nazi-Ideologie desillusioniert und hatten unabhängig voneinander Verbindungen zum österreichischen Widerstand. Als Schrader hörte, dass die Gefangenen auf der Burg unbewacht waren, ging er zur Festung, um die Gefangenen zu schützen. Gangl, der nun an der Spitze des örtlichen Widerstands stand, war sich bewusst, dass die ihm unterstellten Kräfte nicht stark genug sein würden, um gegen die nahe gelegenen Truppen der Waffen-SS zu kämpfen. Ihm war klar, dass er die amerikanischen Truppen brauchte, und so machte er sich auf den Weg, um sie in Kufstein zu finden.
Nicht lange nach seiner Ankunft in Kufstein traf sich Gangl mit Lee und sie begannen zu planen. Nach einer Aufklärungsmission brachten Lee und sein Freund ihre Sherman-Panzer zur Verteidigung der Burg. Doch auf dem Weg dorthin blieben ein Panzer und seine Besatzung wegen der schlechten Infrastruktur zurück.
Auf der Burg angekommen, bereiteten sich Wehrmachtssoldaten und die wenigen Amerikaner auf den Kampf vor. Die Gefangenen wurden angewiesen, sich im Keller in Sicherheit zu bringen, doch viele widersetzten sich diesem Befehl und kämpften an der Seite der deutschen und amerikanischen Truppen. Die Bühne für den Kampf war nun bereitet.
Zwischen 100 und 150 Soldaten der Waffen-SS griffen die Burg in den frühen Morgenstunden des 5. Mai an. Obwohl ein Wehrmachtssoldat während der Kämpfe seinen Posten verließ, hielten die verbliebenen amerikanisch-deutschen Verteidiger das Gefängnis, bis 12 Stunden nach Beginn der Kämpfe weitere amerikanische Truppen des 142. Mit Hilfe der zusätzlichen amerikanischen Truppen besiegten die Wachen die Waffen-SS in der wohl letzten Schlacht, die auf dem europäischen Schauplatz des Zweiten Weltkriegs geschlagen wurde. Gangl kam dabei leider ums Leben.
Heute ist das Schloss wieder im Besitz eines privaten Eigentümers und kann nicht besichtigt werden. Aber es steht in malerischer Lage im österreichischen Tirol als Denkmal für die seltsamste Allianz des Zweiten Weltkriegs.